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Das Grid und die Zukunft der Zeitung

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hersbruWenn es ein Wort des Jahres für Redakteure gäbe, dann wäre das wohl Grid. Als ich „Grid“ das erste Mal hörte, – ich gebe es zu – musste ich auch erst hier nachschauen. Unwissen íst in diesem Fall keine Bildungslücke.

Dass nun auch eher mit den Inhalten befasste Journalisten über Gestaltungsraster (Grid) sprechen, hat mit der Zeitungskrise zu tun. Die Printleser werden einerseits im Durchschnitt älter, weshalb ihnen das Lesen von Kleingedrucktem schwerer fällt. Andererseits haben mittlerweile oft auch junge Leser mit der geringen Schriftgröße Probleme, wofür auch die Smartphones verantwortlich sein sollen. Auf iPads, Kindles oder Monitoren fällt das nicht weiter ins Gewicht, da kann man die Größe einstellen. Bei Print geht das nicht.

Frank Rieger, der Sprecher des Chaos Computer Clubs, hat die feste Schriftgröße unlängst in einem Interview sogar als „entscheidenden Faktor“ dafür bezeichnet, warum es mit Print dahin geht. Einer Zeitung in Großformat, die – wie auch die heimischen Bildschirme – dem Nachlassen des Sehvermögens Rechnung trägt, prophezeit er hingegen eine glänzende Zukunft. Andersherum weiß ich auch aus eigenem Erleben, dass sich selbst Printkollegen, die ansonsten „Facebook und diesen ganzen Digitalscheiß“ ablehnen, einen eBook-Reader besorgt haben, weil sie sich da mit der Schrift leichter tun.

Kein Wunder, dass der Druck auf die Printschrift wächst. Bei uns im Nürnberger Pressehaus beträgt die Schriftgröße von Alters her 8 Punkt (Bild unten). Die Hersbrucker Zeitung (Bild oben) hat inzwischen reagiert und liefert zumindest ihren Lokalteil in 9 Punkt aus. Womit wir beim Grid wären. Irgendwie passt nämlich vieles nicht mehr, wenn man nur die Schriftgröße verändert. Die Spalten sind dann zu schmal, das führt zu teilweise riesigen Lücken in den Zeilen und einem unschönen Gesamtbild. Auch das Verhältnis zu Bild- und Überschriftengrößen stimmt nicht mehr. Um das vorhandene Gestaltungsraster nicht zu zerstören, müsste die Zeitung also insgesamt größer werden. Das hat aber erhebliche Weiterungen. Die stummen Verkäufer passen nicht mehr, die Kioskbetreiber haben eh schon zu wenig Platz, Abonnenten müssten sich neue Zeitungsboxen zulegen, von den technischen Problemen in der Produktion ganz zu schweigen.

Möglicherweise sind also nicht die digitale Revolution oder die Lügenpresse-Propaganda der Pegida schuld am Untergang der Zeitung, sondern das Grid.

nzgrid


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